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SDG Hochschultag am 16. Juni 2023

Nord-Süd Partnerschaften im Hochschulbereich dekolonial gestalten

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©Sandra Meyndt

Wie können globale Partnerschaften von Hochschulen in Baden-Württemberg dekolonial gestaltet werden? Und welche Rolle spielen dabei die Landespolitik und die Hochschulstrukturen? Diese und weitere Fragen wurden am Sustainable Development Goals (SDG) Hochschultag Baden-Württemberg von Teilnehmenden aus Politik und Hochschulen diskutiert. Gegenseitiger Respekt, aber auch die Beseitigung struktureller Asymmetrien zwischen Forschungspartner*innen aus dem „Globalen Norden“ und „Globalen Süden“ waren zwei der Forderungen, die als Ergebnisse aus dem SDG Hochschultag hervorgingen.

Am 16. Juni 2023 fand der SDG Hochschultag an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg statt. Das Africa Centre for Transregional Research (ACT) veranstaltete diesen in Kooperation mit dem Arnold-Bergstraesser-Institut. Mehr als 170 Besucher*innen sowie Vertreter*innen aus Hochschulen und der Politik diskutierten im Rahmen des 17. Nachhaltigkeitsziel „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ wie im Hochschulbereich Nord-Süd Partnerschaften dekolonial gestaltet werden können. Die Rektorin der Universität Freiburg, Kerstin Krieglstein, legte in ihrer Eröffnung den Fokus auf die Bedeutung globaler Partnerschaften zur Erreichung der UN Nachhaltigkeitsziele. Sie betonte, dass die Universität Freiburg globale Kooperationen weiter ausbauen möchte und dabei künftig noch mehr in den „Globalen Süden“ schauen wolle. Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Freiburg, Martin Horn, folgte ein abwechslungsreiches Programm mit Diskussionen, Reden und interaktiven Workshops.

In ihrer Keynote zur Dekolonisierung von Partnerschaften im Hochschulbereich, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski, dass das Land Baden-Württemberg sich zu seiner historisch erwachsenen Verantwortung bekenne. „Um Partnerschaften zu dekolonialiseren bedarf es eines grundlegenden Willens zur Gleichberechtigung, Transparenz und Offenheit sowie zu der Bereitschaft, die eigene Position infrage zu stellen.“

Podiumsdiskussion

Erfahrungen von Rassismus, fehlende Visa für Forschende aus dem „Globalen Süden“ sowie bürokratische Hürden für die Zusammenarbeit, aber auch Profit von Wissenschaft und Universitäten durch Sklaverei und Kolonialzeit, waren Teil der anschließenden offenen und kritischen Podiumsdiskussion. Positiv hoben die Diskussionsteilnehmerinnen das persönliche Engagement vieler Hochschulangehörigen in Nord-Süd Partnerschaften und die guten Erfahrungen unter Kolleg*innen hervor. Über diese persönlichen Erfahrungen in Bezug auf Partnerschaften zwischen deutschen Hochschulen und Partner*innen aus dem „Globalen Süden“ diskutierten Dr. Grace Diabah, Co-Direktorin Ghana am Merian Institute for Advanced Studies in Africa der University of Ghana, Prof. Dr. Melinda Madew, Professorin für Internationale Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg sowie Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des Hamburg Institute for Advanced Study und ehemals Generalsekretärin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Für die Zukunft forderten sie eine transparente und ehrliche Kommunikation, respektvollen Umgang, gegenseitige Wertschätzung und reziproken Wissenstransfer. Vor allem aber brauche es Taten, um tatsächlich Veränderung zu bewirken.

Blitzvorträge

In kurzen Blitzvorträgen gaben anschließend fünf Hochschulangehörige Einblicke in ihre Sicht auf das Thema. Kernanliegen waren u.a. verbesserte Rahmenbedingungen für globale Forschungskooperationen und die Diversifizierung von Wissen und Lehre. Zu den Forderungen zählten auch die Dekolonisierung von Universitätsstrukturen sowie die Abschaffung der Studiengebühren. Es wurde betont, wie wichtig es sei, dass diverse Stimmen gehört werden. Ministerin Olschowski reagierte im Anschluss auf die Blitzvorträge. Sie versprach, die vielfältigen Impulse in die Gespräche mit den baden-württembergischen Hochschulrektor*innen zu tragen.

Interviews im Rahmen vom ASA-Projekt "Decolonize Universities"

Akua Agyapong, Studentin an der University of Ghana und Teilnehmerin am ASA-Projekt "Decolonize Universities", führte im Rahmen des Hochschultages Interviews mit Anwesenden verschiedener Institutionen durch:

Workshops

Die Workshops am Nachmittag boten allen Besucher*innen des Hochschultags die Möglichkeit, die Diskussion zu ausgewählten Themen fortzuführen und zu vertiefen. Im Fokus standen die Dekolonisierung von Wissensproduktion, Hochschulstrukturen, Forschungskooperationen sowie des Curriculums.

Die Anerkennung von Wissen und Forschungsmethoden aus dem „Globalen Süden“ und der Zugang zu Daten, Wissenschaftsnetzwerken und Publikationen sind zwei der konkreten Forderungen aus den Workshops. Weiter sollen langfristig angelegte Partnerschaften und deren Finanzierung gefördert werden. Die wichtigsten Punkte der Workshops und weitere Umsetzungsschritte diskutierten Verantwortliche aus Hochschulen und Politik in einer Abschlussdiskussion. Internationalisierung und Kooperation mit dem „Globalen Süden“, so die Quintessenz, ist kein Nice-to have, sondern müssen als systematische Ansätze vorangetrieben werden.

Markt der Möglichkeiten

Der Markt der Möglichkeiten, der begleitend zum Hochschultag stattfand, bot Raum, um verschiedene Organisationen und Initiativen kennenzulernen und sich zu vernetzen. 28 baden-württembergische Initiativen aus Hochschulen und der Zivilgesellschaft, die einen Bezug zu den SDGs haben oder sich für die De-Kolonisierung der Hochschulen einsetzen, stellten sich dort den Besucher*innen vor.

 

Insgesamt konnten am SDG-Hochschultag viele Erfahrungen ausgetauscht und konkrete zukünftige Schritte diskutiert werden. Das Hochschulnetzwerk für globale Partnerschaften Baden-Württemberg wird die Diskussion weiterführen.

 

Weitere Informationen

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© Helga Dickow

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